Es klingt fast unglaublich, aber es ist tatsächlich wahr: Im Jahr 2005 wurde in Prag ein wirklich einzigartiges Kaffeehaus wiedereröffnet, dass zuvor 80 Jahre geschlossen war. Das Grand Café Orient befindet sich im ersten Stock des berühmten Hauses „U Cerne Matky Bozi„, dass in den Jahren 1911-1912 erbaut wurde. Alles – nicht nur die Fassade – ist hier durch und durch kubistisch. Das macht dieses Haus mitsamt dem Café so einzigartig auf der Welt, denn der Kubismus hat sich architektonisch nur im damaligen Böhmen nachhaltig durchsetzen können.
Der Kubismus selbst entstand in der Malerei im Jahr 1907 maßgeblich unter dem Einfluss von Pablo Picasso und Georges Braque. Er zählt mittlerweile zu einer der bedeutendsten Kunststilrichtungen der Moderne und hat in der Architektur seinen Einfluss nachhaltig hinterlassen, wobei sich gerade auch im heutigen Prag sehr viele gut erhaltene Bauwerke aus der Zeit zwischen 1900 und 1925 befinden.
Das Haus, in dem sich das „Grand Café Orient“ befindet, wurde bereits 1925 zum ersten Mal umgebaut. Das bis dahin ansässige Kaufhaus wurde geschlossen und mit ihm auch das kubistische Café. Danach wurde in dem Haus eine Bank eröffnet und der Grundriss des Gebäudes neu aufgegliedert.
Da von den originalen Einrichtungsgegenständen nichts mehr erhalten war, wurde das Grand Café Orient anhand von Photos und Skizzen so wiederhergestellt, wie es ursprünglich ausgesehen hat. Und das ist wirklich gelungen, denn das Grand Café Orient ist kubistisch bis ins letzte Detail: Tische, Stühle, Kleiderhaken, Vorhänge, sogar die Speise- und Getränkekarte: Alles passt zu einander, auch die Musik: Es wird Jazz aus der Vor- oder Zwischenkriegszeit gespielt. Mehr Authentizität kann ein Café nun wirklich nicht bieten.
Mehr über Kaffeehäuser kannst Du auch in meinem Buch „Einfach nur Kaffee„ lesen. Wenn Du auch interessante Kaffeehäuser kennst, würde ich mich über einen Kommentar darüber freuen.